Flexibel, regional und nachhaltig: Firmenfamilie Fuchs über Planung und Bau der GIESSEREI Garching

14. April 2023

Die Firmenfamilie FUCHS mit Stammsitz im bayerischen Berching hat die Planung der GIESSEREI Garching durchgeführt – und setzt nun auch den Bau um. Im BEOS-Interview erzählt Tobias Gottschalk, Prokurist der Planungsfirma FUCHS Systemgebäude, von den besonderen Herausforderungen des Projekts, klimafreundlichen Prozessen und seinem persönlichen Lieblingsort auf dem Areal.

Herr Gottschalk, wo steht das Projekt aktuell und was sind die nächsten Schritte?

Die Planungsphase ist weitestgehend abgeschlossen. Der Rohbau ist vollendet, die Fassade ist in weiten Teilen montiert und wir befinden uns mitten im Ausbau des Projekts. Nun wird es darum gehen, die zukünftigen Mieter zu betreuen und deren spezifische Wünsche in die Planung zu integrieren. Damit das möglich ist, haben wir von Anfang an versucht, bei der Raumgestaltung möglichst flexibel zu bleiben. Nachdem jetzt die ersten Mieter konkret sind, können wir deren Vorstellungen im Bauvorhaben mit umsetzen.

 

Welche Herausforderungen stehen dabei für Sie im Mittelpunkt?

Die Herausforderungen sind vielfältig. Die größte ist sicherlich, dass es ein spekulativer Bau ist, bei dem man sich alle Möglichkeiten offenlassen will, um im Nachgang möglichst viele Mieter ansprechen und deren Bedürfnisse abdecken zu können. Wenn das Gebäude für verschiedenste Nutzungen geeignet sein soll, muss man von Beginn an so flexibel wie möglich bleiben.

 

Die ersten Überlegungen zum Projekt fanden schon vor dem Jahr 2022 statt. Seither haben wir turbulente Märkte mit einer Zinswende und inflationären Tendenzen erlebt. Wie hat sich das auf Ihre Planung ausgewirkt und wie sind Sie damit umgegangen? 

Wir hatten über die Projektdauer aufgrund dieser Situation mit sehr starken Marktschwankungen, Lieferverfügbarkeiten, Materialengpässen und dergleichen zu kämpfen. Das Gebot der Stunde ist, sich über die komplette Projektlaufzeit die Flexibilität zu erhalten, tagesaktuell und punktgenau zu agieren und wo nötig neue Wege einzuschlagen – eine Stärke, die uns als Firmenfamilie Fuchs auszeichnet. Dadurch, dass wir unsere eigenen Fertigteilwerke und Holzkompetenzzentren betreiben, können wir einiges abfedern. Unsere tiefe Wertschöpfung ist ein klarer Vorteil.

 

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit BEOS empfunden? Konnten Sie mit Ihrer Expertise eigene Akzente setzen?

Wir haben im Vorfeld zur GIESSEREI bereits erfolgreich Projekte mit BEOS abgeschlossen. Seither war die Zusammenarbeit immer von gegenseitiger Wertschätzung, Offenheit und Kommunikation auf Augenhöhe geprägt. Bei diesem Projekt konnten wir unsere Expertise aus der Bauausführung bereits im Planungsprozess miteinfließen lassen, um das Wunschbudget und die Realisierbarkeit des Projekts sicherzustellen. Grundsätzlich können wir die komplette Planungsleistung schon ab dem Zeitpunkt anbieten, ab dem das Grundstück vorhanden ist. Diesen frühen Einstieg wünschen wir uns für zukünftige Projekte.

 

Das Objekt wird nach Abschluss DGNB-Gold-zertifiziert sein. Wie steht es in diesem Zusammenhang um die sogenannte graue Energie?

Uns war es ein Anliegen, für die Bodenverbesserungen und die Tragschichten im Erdreich recyceltes Material zu verwenden, das schon am Ort vorhanden war. Bei unseren Fertigteilen setzen wir grundsätzlich auf regionale Partner, um kurze Transportwege für etwaige Zusatzstoffe und Materialien zu garantieren. In unseren Werken haben wir geschlossene Kreisläufe mit eigenen Brunnen und Wiederaufbereitung und verwenden regionale Rohstoffe. Betonreste werden beispielsweise direkt wieder in den Produktionszyklus überführt. Zudem haben wir dort Photovoltaikanlagen, die dafür sorgen, dass die Prozessenergie, soweit es möglich ist, grün hergestellt wird. Wenn unsere Fertigteile vor Ort ankommen, fließen all diese Aspekte in das Projekt mit ein.

 

Ist es schwieriger, „dumm“ oder „smart“ zu bauen?

Die Antwort auf die Frage, wie viel Technik ich schon ins Gebäude bringen will, wenn ich spekulativ baue und der Mieter noch gar nicht feststeht, ist immer eine Gratwanderung. Schließlich hat jeder Mieter eigene Prozesse und Anforderungen. Wenn ich zu viel ins Gebäude einbaue, muss ich es vielleicht wieder zurückbauen oder die Ausstattung findet gar keine Nutzung. Gleichzeitig muss ich gewisse Versorgungskerne liefern, die vielleicht schon vorausgestattet, aber eben noch nicht in der Tiefe ausgebaut sind, sodass man flexibel reagieren kann. Wichtig ist dabei die Vorphase der Planung, in der man sich ausreichend Zeit nehmen sollte. Hier lässt sich am meisten Einfluss auf die Kosten und die spätere Nutzung nehmen, was im Bau oder später, wenn das Projekt realisiert ist, nur noch schwer zu beeinflussen ist. Wir bei Fuchs haben inzwischen 75 Jahre Erfahrung gesammelt, die uns hilft, diese Abwägungen zu treffen. Bei uns bündelt sich einerseits die Expertise aus dem Bau, andererseits haben wir viele Fachabteilungen und Kompetenzen im Haus und können zahlreiche Best-Practice-Beispiele in die Planung einfließen lassen.

 

In der GIESSEREI soll es viel Raum für Forschung und Entwicklung und gleichzeitig Platz für Produktion und Backoffice geben. Wie unterscheidet sich diese Art zu Bauen vom Bau eines klassischen Gewerbeparks mit ausschließlich Produktion?

Aufgrund des besonderen Standorts, der hochwertig gewählten Ausführung, der angestrebten Nachhaltigkeit, der Holzfassade und der optionalen Büroflächen, in denen auch Produktion oder Forschung stattfinden kann, ist das Bauen eine andere Herausforderung als bei einer durchschnittlichen Logistikhalle. Deshalb wurde sich im Vorfeld sehr viele Gedanken gemacht und verschiedene Flächen- und Nutzungskonzepte ausgearbeitet. Die Geschossbauweise und die Multifunktionalität auf begrenztem Raum machen die GIESSEREI zu einem sehr spannenden Projekt, das uns große Freude bereitet.

 

Haben Sie persönlich einen Lieblingsort auf dem Areal?

Momentan sind das die Mezzaningeschosse. Von dort aus bekommt man schon jetzt einen großartigen Ausblick auf die späteren Produktions- oder Forschungshallen und kann zusehen, wie die Planung realisiert wird. Es ist auch beeindruckend, durch die verschiedenen Gebäude zu gehen, zu sehen, welche großen stützenfreien Flächen es gibt, und wie das Ganze wirkt.

 

Was hat Sie bis jetzt am meisten überrascht?

Wenn das Grundstück leer ist, schätzt man es deutlich kleiner ein, als es in der Realität ist. Zu Beginn des Projekts, als die Abbrucharbeiten vollzogen waren und das Grundstück beräumt war, standen deshalb alle da und haben sich kopfschüttelnd gefragt, wie die ganzen geplanten Gebäude auf das Grundstück passen sollen. Glücklicherweise wurden diese kurzen Zweifel vom Anfang widerlegt.

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