CREM to go

Tradition und Innovation – mit beiden Händen zum Erfolg

17. Dezember 2021

In der aktuellen Ausgabe unseres CREM TO GO dreht sich alles rund um das Thema „Beidhändigkeit“, auch bekannt als „Ambidextrie“. Die Experten von BEOS und Swiss Life Asset Managers haben sich der Fähigkeit aus CREM-Sicht genähert und die sogenannte organisationale Ambidextrie als Organisationsstruktur unter die Lupe genommen.

„Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“
Johann Wolfgang von Goethe

 

Die Wurzeln Ihres Unternehmens finden Sie möglicherweise ausführlich in Festschriften oder Chroniken ausgebreitet. Aber Ihre Flügel? Was halten Sie zum Beispiel von jemandem, der auf die Frage „Womit verdient Ihr Unternehmen in Zukunft Geld?“ keine konkrete Antwort hat?

 

Seien Sie lieber skeptisch, wenn Sie konkrete Antworten hören. Vielleichtgibt es sie, die Organisationen und Unternehmen, deren Aufgabe oder Geschäft „sicher“ ist. Aber auch Platzhirsche und Monopolisten sind nicht „too big to fail“. Kodak erkannte die disruptive Innovation Digitalfotografie im eigenen Haus nicht, Handy-Weltmarktführer Nokia sah das Smartphone nicht kommen, der ehemalige Microsoft Chef Steve Ballmer lachte 2014 herzhaft über das junge iPhone („… für 500 Dollar, ohne Tastatur …?“). Der Rest ist Geschichte.

 

Doch schauen wir nicht zurück, sondern in die Zukunft – in Ihre Zukunft – und fragen ganz kühn: Womit verdient Ihr Unternehmen in Zukunft Geld? Was ist heute Ihr Erfolgsrezept für Corporate Real Estate? Und wissen Sie, welches es in zehn Jahren sein wird? Seien wir kritisch! Aber damit allein kommen wir auch nicht weiter. Was also braucht ein Unternehmen, wenn es nicht sicher sagen kann, womit es in Zukunft Geld verdient? Zum einen braucht es weiterhin Geld, um zu existieren. Es muss also weitermachen wie bisher, am besten noch besser, noch effizienter. Und gleichzeitig muss es in eine unklare Zukunft schauen und sich schnell auf Neues einstellen können. Beides sind grundlegend unterschiedliche Fähigkeiten.

 

Mit der ersten Fähigkeit haben es etablierte Unternehmen oft nicht allzu schwer. Diverse Instrumente zur Effizienzsteigerung liefern die Zahlen, um die eine oder andere Stellschraube zu identifizieren. Die zweite Fähigkeit ist eine typische Startup-Fähigkeit: Wer in einen Markt möchte, muss entweder dasselbe besser oder billiger anbieten als die Konkurrenz, oder man bietet etwas Neues an – oder schafft gleich einen neuen Markt. „Learn fast, fail fast, improve fast“ ist das Prinzip. Hierarchien, Strukturen oder bürokratische Prozesse (ein Hoch auf das betriebliche Vorschlagswesen!) sind hier nicht förderlich.

 

Alles agil. Oder nicht?
Ein Modewort der Stunde heißt Ambidextrie (=Beidhändigkeit). Die Cashcow von heute muss weiter hingebungsvoll gepflegt werden. Zugleich müssen Sie aber heute nach der Cashcow von morgen suchen. Möglicherweise sieht die aber ganz anders aus. Vielleicht müssen Sie auf dem Weg dahin sogar gut eingespielte Prozesse aufbrechen oder
lang gepflegte Geschäftsfelder abstoßen. Denn langfristiger Erfolg erfordert beides: das Kerngeschäft von heute stabil und effizient halten und zugleich genau diese Grundlagen des Erfolgs heute hinterfragen. Und nicht nur das.

 

Um diese potenziellen neuen Geschäftsfelder zu identifizieren und auszutesten, müssen Unternehmen drei Dinge bereitstellen: erstens ernst gemeinten und ausdauernden Rückenwind von oben; zweitens genug Ressourcen (Budget und Personal); und drittens Mut zum Ausprobieren und die Akzeptanz für Fehler und das Scheitern von Ideen. Von allem muss ausreichend vorhanden sein. Und obendrein muss das Geschäft von heute erfolgreich weiterlaufen. Ist das alles in Ihrem Unternehmen der Fall? Wie sieht es bei Ihnen aus mit der Ambidextrie im immobilen, (vermeintlich) ergo unbeweglichen CREM?

 

Zehn Denkanstöße – auch für das CREM Geschäft

 

  1. Ambidextrie ist Spannung zwischen den Polen Stabilität und Agilität; diese Spannung sollte a) überhaupt vorhanden sein, b) ausgehalten und c) gefördert werden.
  2. Bestehendes Geschäft kann man managen. Für neues Geschäft braucht es kein Management, sondern Leadership. Sind Führungsteam und Mitarbeiterschaft hier ausreichend beidhändig?
  3. Selbstreflexion für Unternehmensleitung und Führungskräfte sollte eine regelmäßige Übung sein; je ehrlicher, desto besser.
  4. Anpassungsfähige Unternehmen haben eine hohe Kommunikationsdichte, und top down ist nicht die wichtigste Richtung.
  5. Diversität ist ein Wert, der kultiviert wird, auch wenn es wehtut: Wer nur seinesgleichen um sich sammelt, kommt nicht voran.
  6. Klassische Entscheidungsmuster kommen stetig auf den Prüfstand, z. B. durch Schattenboards oder das sogenannte Reverse Mentoring, bei dem jüngere Kolleginnen und Kollegen ihr Fachwissen an ältere Mitarbeitende weitergeben.
  7. Keine Angst vor draußen! Nur Unternehmen, die sich offen mit ihrem Ökosystem austauschen (Achtung! Kostet Zeit und vielleicht auch Geld), bekommt die wichtigen Impulse mit, wohin die Reise gehen könnte.
  8. Experimentieren mit Neuem, das noch keinen erfolgreich durchgerechneten Business Case hat, ist nicht Verschwendung, sondern notwendig. Fehlerkultur und Frustrationstoleranz fangen ganz oben an.
  9. Was heute gut läuft, ist morgen womöglich von gestern: Zufrieden sein ist schön, Erfolg hinterfragen nicht – aber wertvoll.
  10. Weiter kommt man nicht durch Reden, sondern durch Zuhören. Und Machen!

 

WELT DER WIRTSCHAFT
Zahl des Monats
90 % und mehr ihrer Innovationsziele erreichen ambidextre Unternehmen.

 

Wenn es darum geht, bahnbrechende Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt zu bringen, sind „beidhändige“ (ambidextre) Unternehmen deutlich erfolgreicher als Unternehmen mit anderen Organisationsstrukturen: im Vergleich zu nicht beidhändigen Unternehmen erreichen ambidextre Organisationen mehr als 90 % ihrer Innovationsziele. Ihre Gegenspieler erreichen maximal rund ein Viertel ihrer Innovationsziele.

 

Quelle: Harvard Business Review

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